In 80 Münzen um die Welt

26. April 2022 bis 28. Jänner 2024

Wir waren es gewohnt, jeden Ort der Welt innerhalb von 24 Stunden bequem erreichen zu können – erst die Covid-19-Pandemie ließ Reisen wieder zu etwas Besonderem werden. Aber noch vor 100 Jahren dauerten Reisen meist mehrere Monate und waren oft auch gefährlich.

Diese Ausstellung präsentiert 16 historische Persönlichkeiten – oder vielmehr den Inhalt ihrer Geldbörsen. Kleopatra und Marco Polo, El Greco, Ida Pfeiffer und Antoine de Saint-Exupéry berichten von ihren Reisen und Entdeckungen und stellen Münzen vor, die in anderen Teilen der Welt zu jener Zeit in Verwendung waren.

Münzen waren stets unverzichtbare, aber zugleich meist unsichtbare Reisebegleiter. Wie Zeitreisende haben sie Jahrhunderte, manchmal sogar Jahrtausende, meist unbeschadet überwunden und gelten heute als historische Dokumente, die Zeugnis von vergangenen Kulturen ablegen.

Olympias

Im Schatten von Königen

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Molosser, Bronzemünze, ca. 360–325 v. Chr., Epirus

Inv.-Nr. GR 35252

Die Molosser waren ein Stamm bzw. ein Königreich und im Gebiet zwischen dem heutigen Albanien und Griechenland beheimatet. Das mächtige Makedonien wollte man sich gewogen halten, etwa indem man Heiraten zwischen den Königshäusern arrangierte.

Für die Bürger Athens wären sie wohl, ebenso wie die Makedonen, eher Barbaren als Griechen gewesen.

Man kennt Olympias als die Mutter Alexanders des Großen. Ihr richtiger Name war wohl Polyxena und erst als die Königstochter der Molosser aus Epirus (heute Albanien/Griechenland) den König der Makedonen, Philipp II. (reg. 359–336 v. Chr.), heiratete, nahm sie den Namen Olympias an. Sie war übrigens seine fünfte Frau – und nicht seine letzte.

Olympias’ Sohn Alexander der Große (reg. 336–323 v. Chr.) drang an die Grenzen der bekannten Welt vor. In Persien erbeutete er etwa 180.000 Talente Silber (über 4.700 Tonnen) und ließ in über dreißig Prägestätten von Griechenland bis Babylon Münzen nach einheitlichem Schema produzieren – die erste Weltwährung war geboren.

Münzbilder waren damals Göttern vorbehalten, und so zeigen Alexanders Silbermünzen Herakles mit dem Löwenfell über dem Kopf 5. Olympias und Vertraute Alexanders haben wohl Alexander darin erkannt; man geht heute davon aus, dass Herakles in dieser Darstellung dessen Gesichtszüge trägt. 

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Molosser, Alexander Neoptolemos (reg. 342–326 v. Chr.), Stater (Silber), ca. 342–326 v. Chr., Epirus

Inv.-Nr. GR 12009

Alexander Neoptolemos war der Bruder von Olympias und regierte über das Königreich der Molosser. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Italia und Sizilien, wie später sein Verwandeter Pyrrhus (reg. 306–276 v. Chr.). Die Vorderseite ist sehr naturalistisch, zeigt aber kein Porträt eines Menschen, sondern den Gott Zeus Dodonaeos mit einem Eichenkranz, der im berühmten Orakel in Dodona verehrt wurde. 

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Makedonien, Philipp II. (reg. 359–336 v. Chr.), Stater (Silber), 356–355 v. Chr., Amphipolis (Makedonien)

Inv.-Nr. GR 10191

Die Vorderseite zeigt ebenfalls den obersten Gott Zeus. Philipp verbrachte die letzten Jahre vor seiner Ermordung damit, einen Feldzug gegen die Perser zu planen, der dann von seinem Sohn Alexander in die Tat umgesetzt wurde.

Seine Ehe mit Olympias war bloß politisches Kalkül, er hatte mehrere Frauen; überhaupt war Polygamie in Makedonien nicht unüblich.

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Alexander der Große (reg. 336–323 v. Chr.), Doppelstater (Gold), 334–323 v. Chr., Aegae (Makedonien)

Inv.-Nr. GR 10424

Als Alexander im Jahr 334 v. Chr. aufbrach, um zunächst Persien zu erobern, dürfte Makedonien verschuldet gewesen sein. Unterwegs plünderte man immer wieder Städte, um sich zu finanzieren. In den Schatzkammern Persiens fielen Alexander sagenhafte Mengen an Edelmetall in die Hände. Zum Zeitpunkt seines Todes war erst ein Teil davon zu Münzen geprägt worden.

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Alexander der Große (reg. 336–323 v. Chr.), Tetradrachme (Silber), 325–323 v. Chr., Babylon

Inv.-Nr. GR 10370

Diese Münze wurde in Babylon geprägt und unterscheidet sich nur durch Details von jenen, die in Makedonien oder an anderen Orten produziert wurden. Die Vorderseite zeigt den Halbgott Herakles mit dem Fell des nemeïschen Löwen über dem Kopf. Die Gesichtszüge erinnern stark an die späteren Porträts Alexanders.

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Kleopatra VII. mit Marcus Antonius, Tetradrachme, 36 v. Chr., Antiochia, Syrien

Inv.-Nr. GR 33499

Zusammen mit ihrem neuen politischen Verbündeten Marcus Antonius prägte Kleopatra auch Münzen in Syrien. Im römischen Bürgerkrieg stand Marcus Antonius gegen Caesars legitimen Erben Octavianus, den späteren Kaiser Augustus.
Kleopatras persönliches Schicksal – wie auch jenes Ägyptens – war mit diesem Bündnis untrennbar an das von Marcus Antonius geknüpft.

Kleopatra

Die letzte Pharaonin

Kleopatra VII. war die letzte Pharaonin Ägyptens und die wohl mächtigste Frau ihrer Zeit. Ägypten war zwar noch eine Großmacht im Mittelmeerraum, stand aber kurz davor, seine Unabhängigkeit an Rom zu verlieren, wo gerade Bürgerkrieg herrschte.

96–30 v. Chr.

Man könnte sagen, dass Kleopatra ihre Verbündeten instrumen­ta­li­sierte, indem sie Verbindungen mit ihnen einging. Zunächst griff Caesar zu ihren Gunsten in den innerägyptischen Streit um den Thron ein; ihr gemein­sam­er Sohn Caesarion wurde nominell Mit­regent von Ägypten. Nach Caesars Ermordung war sie mit Marcus Antonius verbündet, mit dem sie drei Kinder hatte.

Octavianus, der spätere Kaiser Augustus (reg. 27 v.–14 n. Chr.), war der Gegenspieler von Marcus Antonius und triumphierte 31 v. Chr. endgültig bei der Schlacht von Actium. Danach war das Schicksal Ägyptens besiegelt – es fiel an Rom. Mit Kleopatras Selbstmord durch Giftschlangen ging die Periode des Hellenismus zu Ende.

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Ptolemaios XII., Tetradrachme (Silber), Jahr 27 (54 v. Chr.), Alexandria

Inv.-Nr. GR 23692

Die Währung in Ägypten waren Drachmen und vierfache Drachmen, sog. Tetradrachmen, die in der Regel den Gründer der Dynastie, Ptolemaios I., zeigen. Es ist in der Forschung strittig, ob es überhaupt Münzen von Ptolemaios XIII., dem Bruder Kleopatras, gab oder ob die fraglichen Stücke eher ihrem Vater zuzuschreiben sind.

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Kleopatra VII., Bronzemünze, ca. 52–30 v. Chr., Alexandria

Inv.-Nr. GR 23676

Anders als Silbermünzen zeigen Bronzestücke aus Ägypten ein Porträt Kleopatras. Seit Beginn ihrer Regierung war sie in interne Machtkämpfe um den Thron verwickelt, die durch Caesars Parteinahme entschieden wurden.
Wie auch Peter der Große (Vitrine 14) war sie selbst dazu berechtigt, eigene Münzen prägen zu lassen.

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Münzmeister Marcus Mettius, Denar, 44 v. Chr., Rom

Inv.-Nr. RÖ 2421

Caesar war die erste lebende Person, deren Porträt während der Römischen Republik auf Münzen geprägt wurde.
Caesar war 48 v. Chr. in Ägypten, da Pompeius, sein Widersacher im Bürgerkrieg, dorthin geflüchtet und ermordet worden war. Im Jahr 46 v. Chr. war Kleopatra dann zu einem offiziellen Besuch in Rom.

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Octavianus (als Kaiser Augustus reg. 27 v. – 14 n. Chr.), Denar, 28 v. Chr., Rom

Inv.-Nr. RÖ 4426

Die Eroberung Ägyptens (AEGYPTO CAPTA mit einem Krokodil) wurde auf Münzen präsentiert, die im gesamten Imperium gültig waren.
Dies war ein politischer und wirtschaftlicher Erfolg: Das Land war eine Kornkammer und sollte in den kommenden Jahrhunderten eine wichtige Rolle bei der Versorgung des römischen Plebs spielen.
Nach Kleopatras Selbstmord ließ Octavianus deren Sohn Caesarion hinrichten.

Domínikos Theotokópoulos

genannt El Greco

Geld für einen luxuriösen Lebensstil

Der griechische Maler, Bildhauer und Kunsttheoretiker El Greco zählt zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten seiner Zeit. Er gilt als Hauptmeister des Manierismus in Spanien. Der Schwerpunkt seiner Kunst lag in der religiösen Malerei.

Es begegnen uns sowohl immer wiederkehrende Werkstattarbeiten als auch eigenständige, außergewöhnliche Gemälde, welche seinen Ruf begründeten. Seine künstlerische Arbeit setzte auf Kreta ein, wo er eine Ausbildung zum Ikonenmaler absolvierte. Diese war prägend und Zeit seines Lebens hat er seine byzantinischen Wurzeln nicht verleugnet. Im Frühjahr 1567 kam er nach Venedig, 1570 ließ er sich in Rom nieder.

1577 gelangte er nach Spanien, wo er in Toledo sesshaft wurde. Sein Wunsch, Hofmaler König Philipps II. zu werden, wurde nicht erfüllt, da dem König ein 1582 fertiggestelltes Gemälde nicht zusagte. Seine Auftraggeber waren vielmehr zahlreiche spanische Klöster und wohlhabende Privatpersonen. Beide zeichneten auch für Großaufträge verantwortlich.

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Republik Venedig
Doge Hieronymus Priuli (reg. 1559–1567)
Zecchino, 1559/67, Venedig

Inv.-Nr. MK 20488aα

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Republik Venedig
Hieronymus Priuli
Sesino (2 Quattrini), 1559/67, Venedig

Inv.-Nr. MK 172640

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Philipp II. (reg. 1556–1598)
2 Escudos, 1591, Toledo

Inv.-Nr. MK 21259aα

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Papst Gregor XIII. (reg. 1572–1585)
Testone, ohne Datierung Rom

Inv.-Nr. MK 17048aα

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Philipp II.
8 Reales, 1590, Segovia

Inv.-Nr. MK 7537bα

Ein Dokument aus der kretischen Zeit El Grecos belegt, dass die venezianische Regierung von Kreta dem Künstler genehmigte, eine Ikone für 70 – sicherlich venezianische – Dukaten zu veräußern 1. Die exorbitante Höhe dieses Betrages wird durch einen Vergleich mit dem ansonsten umlaufenden Geld deutlich, das aus kleinen, venezianischen Kupferprägungen bestand 2 –  Goldmünzen bekamen die Einwohner dagegen kaum zu Gesicht.

In Venedig war El Greco mit jenem Geld konfrontiert, das ihm bereits aus Griechenland bekannt war. In Rom wurde er mit den Münzen des Kirchenstaates vertraut 3. Die Bezahlung seiner Bilder erfolgte jedoch sicherlich weiterhin mit venezianischen Dukaten, die marktbeherrschend waren und – wie üblich bei begehrten Handelsmünzen seit der Antike – ihre Bilderwelt jahrhundertelang nicht änderten 1.

El Greco befand sich häufig in ökonomischen Schwierigkeiten, weshalb er hohe – bisweilen überhöhte – Preise verlangte. Er schuf etwa für die Kathedrale von Toledo das Gemälde Entkleidung Christi. Sein Vertreter schlug den Preis von 900 Dukaten vor, während die Vertreter der Kathedrale nur 227 Dukaten zahlen wollten. 1587 wurden schließlich 535 venezianische Dukaten für Bild und Rahmen ausgehandelt 1.

In Spanien regierte zu dieser Zeit König Philipp II. El Greco hatte sicherlich oftmals dessen Münzen in Händen 45, deren Prägestätte in einigen Fällen sogar Toledo selbst war. Die mit dem Schnitt der Stempel betrauten Handwerker setzten Wappen gekonnt um – ein Zeichen, dass mit der Herstellung oftmals Siegelstecher betraut waren.

The Beatles

Über 130 Konzerte in einem Jahr

1964 eroberte die britische Rockband The Beatles die internationalen Hitparaden. In den USA besetzten sie die ersten fünf Plätze der Single-Charts, in Australien waren es sogar die ersten sechs. Noch im selben Jahr umrundeten sie den Globus und gaben über 130 Konzerte. 

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Hongkong, Elizabeth II. (reg. 1952–1997), Hongkong-Dollar, 1960, King’s Norton (Birmingham)

Inv.-Nr. MK 211260

Zu den häufigsten Münzen in Hongkong zählten bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts spanische und mexikanische 8-Reales, auf deren Münzfuß auch der amerikanische Dollar basierte. Die Versuche Großbritanniens, in der Kronkolonie das Pfund Sterling einzuführen, scheiterten, da das Dollar-System bestens etabliert war. So begann die Royal Mint in London in den 1860er Jahren für Hongkong Dollarmünzen zu prägen. Bis 1971 blieb der Hongkong-Dollar mit einem fixen Wechselkurs (16:1) an das Pfund Sterling gebunden.

Das Ticket für das Konzert in Hongkong kostete 20,6 Hongkong-Dollar, das entsprach etwa 1 ¼ Pfund Sterling.

1964

Selbst in den entferntesten Ländern begegnete der Band aus Liverpool immer wieder ein vertrautes Gesicht: das Porträt der Queen. Denn Australien, Neuseeland, Kanada und Hongkong zählten 1964 zum Commonwealth of Nations. Die Mitglieder des Staatenbundes hatten eigene Währungen; was ihre Geldstücke allerdings verband, war das Profil von

Elizabeth II. – als Oberhaupt des Commonwealth war sie auf den Münzen aller Mitgliedstaaten abgebildet. Ein Jahr nach ihrer Weltreise trafen die Beatles die Queen sogar persönlich: Sie wurden in den Buckingham Palace geladen, wo ihnen Elizabeth das silberne Ordenskreuz des Most Excellent Order of the British Empire überreichte.

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Großbritannien, Elizabeth II. (reg. seit 1952), 2 Shillings, 1953

Inv.-Nr. MK 208408

Am 10. Juli fand die Premiere des ersten Beatles-Films A Hard Day’s Night in Liverpool statt. Der Preis auf dem Ticket wurde in Guinees (gns) angegeben, einer Goldmünze, die zu diesem Zeitpunkt nicht mehr existierte. Der Guinee wurde 1816 aus dem Umlauf gezogen, die Nominalbezeichnung hat sich allerdings als Synonym für das Pfund Sterling (= 20 Shillings) erhalten. Das Ticket kostete demnach 3 Pounds bzw. 60 Shillings.

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Australien, Elizabeth II. (reg. seit 1952), Florin, 1962, Melbourne

Inv.-Nr. NZ 2413

Der englische Florin wurde erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts geprägt und war 2 Shillings wert. Da Australien erst 1966 von der Pfund- zur Dollar-Währung wechselte, war der Florin noch eine gängige Münze, als die Beatles 1964 das Land besuchten. Die Rückseite des Florin zeigt das bekrönte Wappen Australiens mit den Abzeichen der sechs Bundesstaaten. Seitlich stehen ein Känguru und ein Emu vor Akazienzweigen, dem nationalen Blumensymbol Australiens.

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Neuseeland, Elizabeth II. (reg. seit 1952), Crown, 1953, London

Inv.-Nr. MK 211248

Die Crown ist eine historische Münzsorte, die unter Elizabeth II. nur noch zu besonderen Anlässen geprägt wurde. Dieses Exemplar anlässlich ihrer Krönung 1953 zeigt auf der Rückseite diverse ikonografische Elemente. Das Monogramm Elizabeths wird von der Tudorkrone überhöht, darunter befindet sich ein Ornament der Māori, der indigenen Bevölkerung Neuseelands. Ergänzt wird die Komposition durch das Sternbild Kreuz des Südens, das auch auf der Flagge Neuseelands abgebildet ist.

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Kanada, Elizabeth II. (reg. seit 1952), Dollar, 1958, Ottawa

Inv.-Nr. MK 210939

Der blühende Handel mit den USA zwang Britisch-Nordamerika (heute Kanada) in den 1850er Jahren zur Umstellung von Pfund Sterling auf die Dollar-Währung. Über ein Jahrhundert wurde mehrmals versucht, den Kurs des Kanadischen Dollars zum Britischen Pfund und US-Dollar zu fixieren, was aber jedes Mal scheiterte.
1964 war der sogenannte Voyageur-Dollar im Umlauf. Zusätzlich gab es Sonderprägungen, wie 1958 anlässlich des 100. Gründungjahrs von British Columbia.

Das Ticket für das Konzert in Vancouver kostete 3,25 Kanadische Dollar, das entsprach 1964 etwa 1 Pfund Sterling.

Wolfgang Amadeus Mozart

Die Finanzen Mozarts

Bereits die Eltern Mozarts legten den Grundstein für dessen musikalische Karriere. Im Alter von sechs Jahren gelangte er auf Betreiben des ehrgeizigen Vaters über Deutschland, Belgien und Frankreich bis nach England.

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Erzbistum Salzburg, Hieronymus von Colloredo
(reg. 1772–1803, † 1812)
Dukat, 1779, Salzburg

Inv.-Nr. MK 143139

Mozart war zunächst unbesoldeter, ab 1772 besoldeter Konzertmeister der Salzburger Hofmusik. Die vergebliche Suche nach einer anderen Anstellung führte ihn nach Italien, Wien und München. Unter dem Salzburger Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo trat er 1779 als Organist wieder in den Salzburger Hofdienst ein. Bald überwarf er sich jedoch mit dem Erzbischof.

In Wien versuchte er sich als freischaffender Künstler, Opernkomponist und Lehrer. Mozart starb im Alter von nur 35 Jahren in Wien. Die Familie Mozart war ständig mit den unterschiedlichsten Währungen konfrontiert. Ihre Briefe berichten beredt von den Schwierigkeiten und Wertverlusten, die sich beim häufigen Umwechseln von Geld ergaben.

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Erzbistum Salzburg, Hieronymus von Colloredo

Taler, 1779, Salzburg

Inv.-Nr. MK 4820bα

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Kaiser Joseph II.
(reg. 1765/80–1790)
Dukaten, 1787, Wien

Inv.-Nr. MK 144999

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Kaiser Joseph II.

Kreuzer, 1788, Wien

Inv.-Nr. MK 209795

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Frankreich, Ludwig XVI. (reg. 1774–1792)

Louis d’or, 1786, Strasssburg

Inv.-Nr. MK 21816aα

Mozart überwarf sich in Salzburg mit Fürsterzbischof Hieronymus Graf Colloredo. Aufgrund der überreichen Münzprägung dieses Herrschers sowie Büsten und unzähligen Ölgemälden war Mozart ständig mit dessem Bildnis konfrontiert. Mag sein, dass dieses Repräsentationsbedürfnis des barocken Herrschers ein Grund für Mozarts Ablehnung war. Vor der Zeit des Barock blieben die Münzen in Salzburg hingegen ohne Porträt des Münzherren – sie trugen vielmehr christlich geprägte Bilder. 12

Für die finanzielle Situation der Familie Mozart ist die Quellenlage überreich. Anschaulich ist etwa, dass Mozart bei einem Konzert in Wien mit einem Reingewinn von über 500 Gulden rechnen konnte. Dabei handelt es sich um mehr als ein Jahresgehalt im gehobenen Bürgerstand.

Im Jahr 1787 wurde Mozart von Kaiser Joseph II. als Kammermusikus mit einer Besoldung von 800 Gulden jährlich in kaiserliche Dienste aufgenommen. Die Höhe dieses Betrages wird wieder im Vergleich mit dem täglich umlaufenden Kupferkreuzern deutlich.  34

1783 bot Mozart dem Pariser Verleger Sieber sechs Quartette für 50 Louis d’or an, zumal er mit den in Wien greifbaren Stechern nicht zufrieden war. Sieber ging auf das Angebot nicht ein und Mozart verkaufte die Rechte an der Quartettserie schließlich dem Wiener Verleger Artaria für 100 Dukaten. Diese Episode zeigt, wie vertraut Mozart der Wert auch ausländischer Währungen war. 5

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Iceni, Stater (Elektron), ca. 60–50 v. Chr., East Anglia

Inv.-Nr. GR 44007

Wie die meisten Stämme in Britannien prägten auch die Iceni eigene Münzen. Es gab goldene Statere und Kleinsilbermünzen.
Dieses Geld war wohl bei den Nachbarn gültig, mit den römischen Münzen war es allerdings nicht kompatibel. Münzfunde zeigen, dass die Münzen der Iceni nicht sehr weit außerhalb ihres Gebietes vorkommen.

Boudicca

Eine Frau zieht in den Krieg

Boudicca war die Frau von Prasutagus, des Königs der keltischen Iceni im heutigen East Anglia, England.
 

Da Prasutagus bereits unter römischer Herrschaft stand, sah sein Testament Kaiser Nero (reg. 54–68) sowie seine beiden Töchter als Erbinnen vor. Die Römer annektierten jedoch im Jahr 60 n. Chr. sein Königreich und schändeten seine Töchter. Boudicca fuhr mit ihren Töchtern zu Nachbarstämmen, um diese gegen Rom aufzuwiegeln. Sie soll groß gewachsen und furchteinflößend gewesen sein; eine Frau als Anführerin war in Britannien aber nichts Außergewöhnliches.

Der Aufstand erfasste beinahe die gesamte Insel, 70.000 Römer sollen ums Leben gekommen sein. Die Supermacht Rom musste sogar Truppen aus Germanien herbeibeordern, um der Lage Herr zu werden. Dies wiederum soll 80.000 Britanniern das Leben gekostet haben. Ab der Renaissance, als man die antiken Texte wiederentdeckte, avancierte Boudicca in Großbritannien zu einer Heldin, die mit der nationalen Freiheit assoziiert wurde.

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Iceni, Kleinsilbermünze, ca. 20–50 n. Chr., East Anglia

Inv.-Nr. GR 44008

Die Münzen tragen einen stilisierten Kopf auf der Vorderseite, während die Rückseiten entweder wie hier ein Pferd oder einen Wolf (Nr. 1) mit aufgestellten Haaren am Rücken zeigen.
Vielleich ist ANT(E)D ein Königsname, es ist jedenfalls sehr schwierig, diese Münzen exakt zu datieren.

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Catuvellaunen: Cunobelinus, Stater (Gold), ca. 10–40 n. Chr.

Inv.-Nr. GR 43334

Ein Nachbarstamm der Iceni waren die Catuvellaunen. Sie hatten dasselbe Geldsystem, goldene Statere und Kleinsilbermünzen, jedoch freilich mit eigenen Bildern. Eine Besonderheit ist, dass manchmal der Name eines Königs genannt wird, in diesem Fall Cunobelinus.

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Nero (reg. 54–68), Aureus, 64–66 n. Chr., Rom

Inv.-Nr. RÖ 5517

Diese Münze zeigt den Janustempel in Rom, besser gesagt dessen geschlossene Türe. Janus war ein Gott mit zwei Gesichtern, mit den Toren seines Tempels hatte es aber eine besondere Bewandtnis. Waren sie geöffnet, herrschte Krieg im Imperium, ihre feierliche Schließung, wie auf unserer Münze dargestellt, signalisierte, dass wieder Frieden herrschte.

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Nero (reg. 54–68), Sesterz (Messing), 64–68 n. Chr., Rom

Inv.-Nr. RÖ 5562

Hier wird Kaiser Nero bei einer Rede vor Soldaten gezeigt. Es war allerdings nicht üblich, dass der Kaiser selbst ins Feld zog, auch dürfte es sich bei den dargestellten Soldaten um die Prätorianergarde handeln.
Dennoch begegnet uns dieses Bild nur im Zusammenhang mit Kriegen.

Iulia Domna

Die First Lady

Iulia Domna stammte aus Emesa (Homs, Syrien). In den 180er Jahren heiratete sie den aufstrebenden Politiker Septimius Severus, der aus Leptis Magna (in Lybien) stammte und im Jahr 193 in Carnuntum diente.

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Septimius Severus für Iulia Domna, Sesterz, ca. 198–211 n. Chr., Rom

Inv.-Nr. RÖ 14918

Iulia Domna stammte aus der Familie der Priester des Sonnengottes Heliogabal in Emesa (heute Homs in Syrien). Sie führte den Titel einer Kaiserin (Augusta) und war quasi die First Lady im Römischen Imperium; ihre Frisur gab sogar den Modetrend für das gesamte Reich vor.

Als in Rom Kaiser Pertinax ermordet wurde, riefen Severus’ Truppen ihn zum Kaiser aus, mit deren Hilfe er seinen Anspruch auf den Thron sodann durchsetzen konnte. Weite Reisen waren für diese Familie nichts Besonderes, wohl mit allem damals erdenklichen Komfort. Die Rivalität zwischen Iulias Söhnen eskalierte nach dem Tod von

Septimius Severus, als Antoninus III., besser bekannt als Caracalla, seinen Bruder Geta in den Armen ihrer Mutter ermorden ließ. Dabei wurde auch sie selbst verletzt, was aber ihr Verhältnis zu Caracalla nicht trübte, vielmehr begleitete sie ihn in der Folge auf einer Reise durch den Osten. Als er 217 ermordet wurde, beging Iulia Selbstmord.

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Septimius Severus für Iulia Domna sowie Antoninus III. (Caracalla) und Geta, Aureus, 202 n. Chr., Rom

Inv.-Nr. RÖ 14706

Diese sog. Familienmünze zeigt die Porträts von Iulia Domna und ihrer beiden Söhne Antoninus III. (links) und Geta (rechts). Nach der Zeit der Adoptivkaiser kam 193 wieder ein Kaiser mit leiblichen Kindern an die Macht. Die Familie wurde stolz präsentiert und die Söhne zugleich als Nachfolger vorgestellt.

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Septimius Severus für Iulia Domna, Cistophor, 193–202 n. Chr., Asia

Inv.-Nr. GR 39301

Es handelt sich hier um eine größere Silbermünze, die nur im Osten des Imperiums umlief. Die Bezeichnung bzw. der Titel mater castrorum (etwa „Mutter des Heerlagers“) war zum ersten Mal an Faustina († 176), die Frau von Marcus Aurelius, verliehen worden. Bezüge zu diesem Kaiser sollten ein günstiges Licht auf die Familie von Septimius Severus werfen.

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Antoninus III. (Caracalla), Tetradrachme, 211–217 n. Chr., Antiochia

Inv.-Nr. GR 21238

Jener Kaiser, den wir als Caracalla kennen, hieß eigentlich Bassianus. In Anlehnung an Marcus Aurelius, der mit vollem Namen Marcus Aurelius Antoninus hieß, erhielt er den Beinamen Antoninus. Der Beiname Caracalla stammt von einem gallischen Kleidungsstück, einer Art Mantel, das Caracalla in Rom einführte.
Er wird von seinen Zeitgenossen meist als sehr bösartig und verschlagen beschrieben und wurde im Jahr 217 schließlich ermordet.

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Geta, Großbronze, ca. 209–211 n. Chr., Ephesos

Inv.-Nr. GR 17241

Geta war kaum ein Jahr jünger als Antoninus und es scheint seit jeher ein Konkurrenzverhältnis zwischen den beiden bestanden zu haben.
Nach Getas Ermordung ließ sein Bruder über ihn die damnatio memoriae verhängen, d.h. dass Getas Name aus Inschriften ausgekratzt und bisweilen sogar sein Porträt auf Münzen zerstört wurde.

ca. 160–217 n. Chr.

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China, Tang-Dynastie, Gāozǔ (reg. 618–628), Käsch (Kai Yuan), ab 621

Inv.-Nr. OR 8419

Zur Zeit Xuanzangs dienten in China, wie bereits seit der Antike, runde Münzen mit einem zentralen Quadratloch (sog. Käsch) als Zahlungsmittel. Diese wurden, anders als die in Europa geprägten Silber- und Goldmünzen, meist aus Bronze gegossen. Die Schriftzeichen geben die jeweilige Regierungsepoche an.

Xuanzang

Die Reise nach Westen

Xuanzang war ein buddhistischer Pilgermönch zur Zeit der frühen Tang-Dynastie (617–907), der zwischen 630 und 643 Indien bereiste. Sein Weg führte ihn von China aus über die Seidenstraße bis ins heutige Afghanistan, von wo aus er das Ziel seiner Reise erreichte.

Xuanzang wollte den Buddhismus in authentischer Form in dessen Ursprungsland studieren. So verbrachte er acht Jahre in Nordindien, wo er Klöster und bedeutende Pilgerorte besuchte. Innerhalb dieser Zeit sammelte er buddhistische Schriften und pflegte gute Beziehungen zu den jeweiligen Herrschern. Zurück in China verfasste Xuanzang für den Kaiser einen Reisebericht,

der einen sachlichen Blick auf das soziale, wirtschaftliche und politische Leben in den „westlichen Ländern“ gewährt. Seine zahlreichen aus dem Sanskrit übersetzten heiligen Texte brachten wichtige Impulse für den chinesischen Buddhismus. Als Mönch, Abenteurer und Diplomat prägte Xuanzang zweifellos den Kulturaustausch zwischen Indien und China. 

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Sogdien, Samarkand, Māstich Ūnash (reg. ca. 697–706), Käsch, ca. 700

Inv.-Nr. OR 11686

Entlang der Seidenstraße gelangte Xuanzang nach Samarkand, einer alten, bedeutenden Handelsstadt. Der Mönch berichtet von Karawanen mit Edelsteinen, Gewürzen und Baumwolle aus Nordindien, die hier auf Waren aus Ostasien trafen. Ganz nach chinesischem Vorbild gaben die Könige von Samarkand Käsch-Münzen heraus, deren Aufschrift allerdings in Sogdisch, einer ostmitteliranischen Sprache, gehalten war. 

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Sasaniden, Ardashir III. (reg. 628–630), Drachme, 629/30, Münzstätte BYŠ

Inv.-Nr. GR 45393

Nachdem Xuanzang den Hindukusch überquert hatte, erreichte er die Oasenstadt Bamiyan, einst Teil des Sassaniden-Reiches. Im 7. Jahrhundert florierte hier ein buddhistisches Zentrum mit mehreren Dutzend Klöstern und tausenden Mönchen. Sassanidische Drachmen aus dem Jahr 629/30, die den lokalen Geldumlauf mitbestimmten, zeigen den jungen König Ardashir III. mit geflügelter Mauerzinnenkrone. 

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Sri-Sahi (Westtürken), Drachme (Billon), ca. 600–650, Münzstätte in Zabulistan

Inv.-Nr. GR 45622

Im 7. Jahrhundert breiteten sich im Südosten Afghanistans die westtürkischen Sahi aus. Das bezeugt auch Xuanzang, als er diese Region durchquerte. Er hielt fest, dass „die Türken in der Bergregion zwischen Zabulistan und Kapisi gelebt haben“. Die Münzen der Sri-Sahi zeigen eine königliche Büste mit Mondsichelkrone. In baktrischer Schrift ist zu lesen: „Seine Exzellenz, der König“. 

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Byzanz, Heraclius (reg. 610–641), Solidus, 610–613, Konstantinopel

Inv.-Nr. MK 204472

Aus dem Süden und von der Westküste Indiens berichtet Xuanzang über ein weitläufiges Netz von Handelsstraßen und Seehäfen, die den Zugang zu einem frühmittelalterlichen Weltmarkt eröffneten. Funde byzantinischer Goldmünzen aus den entsprechenden Regionen belegen den regen Fernhandel. Auf diese Weise importiertes Geld konnte dabei als Zahlungsmittel, aber auch als Schmuck dienen.

Benjamin von Tudela

13 Jahre auf Reisen

Benjamin von Tudela gilt als bedeutendster jüdischer Reisender des Mittelalters. 1160 verließ er seine Heimat auf der iberischen Halbinsel und begab sich auf eine 13 Jahre dauernde Expedition.

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Almohaden, Abd al-Mu’min (reg. 1130–1163), Dinar, nach 1146, Sevilla

Inv.-Nr. OR 621

Als Benjamin seine Heimat verließ, tobte auf der iberischen Halbinsel seit mehr als zwei Jahrhunderten die sog. Reconquista. In deren Verlauf führten die christlichen Königreiche Spaniens einen erbitterten Kampf gegen die muslimischen Kalifen von al-Andalus. Dessen ungeachtet wurde zwischen den verfeindeten Parteien reger Handel betrieben, für den unter anderem goldene Dinare als Zahlungsmittel dienten. 

Sein Weg führte über Südfrankreich und Italien bis nach Konstantinopel, von wo aus er Syrien, Palästina und den heutigen Irak bereiste. Zur Person Benjamins ist wenig überliefert, umso mehr Informationen enthalten aber seine Reiseberichte. Sie umfassen Beschreibungen der von ihm besuchten Städte und Sehenswürdigkeiten sowie Angaben zu Wegstrecken und Handelsrouten. Ein Schwerpunkt seiner Aufzeichnungen liegt dabei auf der Lebenssituation

und der Struktur der jüdischen Gemeinden, die er besuchte. Benjamins Motive für sein Unterfangen bleiben ungewiss. Womöglich waren es die im 12. Jahrhundert einsetzenden Judenpogrome, die ihn zu der Reise veranlassten, um nach sicheren Refugien für spanische Juden zu suchen.  Sein Buch der Reisen wurde erstmals 1543 gedruckt und stellt noch heute eine reichhaltige Quelle für das 12. Jahrhundert dar.

2

2

Byzanz, Manuel I. Comnenus (reg. 1143–1180), Hyperpyron, ca. 1160–1164, Konstantinopel

Inv. Nr. MK 207985

Zwischen 1161 und 1162 hielt sich Benjamin in Konstantinopel auf. Seine Schilderungen der Stadt liefern ein eindrucksvolles Bild der mittelalterlichen Metropole, wo Händler aus aller Herren Länder zusammenkamen. Als eine der wichtigsten Handelsmünzen galten die byzantinischen Goldmünzen, sog. Hyperpyra, die als Dollar des Mittelalters bezeichnet werden können.

3

3

Königreich Jerusalem, Balduin III. (reg. 1143–1163), Denar, ca. 1140–1160, Jerusalem

Inv.-Nr. MK 25693aα

Vier Jahre hielt sich Benjamin im Heiligen Land auf, wo er die für Juden, Christen und Moslems in gleicher Weise bedeutsamen heiligen Stätten besuchte. So beschrieb er in Jerusalem die Klagemauer, den Felsendom und die Grabeskirche. Münzen aus der Zeit der Kreuzzüge, mit denen vermutlich auch Benjamin bezahlt haben wird, zeigen den Davidsturm, der, gleich einer Sehenswürdigkeit, auch auf zeitgenössischen Karten der Stadt eingezeichnet ist. 

4

4

Zengiden, Sayf al-Din Ghazi II. ibn Mawdud (reg. 1170–1180), AE-Dirham, 1172, Mossul

Inv.-Nr. OR 474

Um 1170 bereiste Benjamin den heutigen Irak, wo er sich in Mossul und Bagdad aufhielt. Seine Informationen über Zentralasien und den Fernen Osten dürfte er hier zusammengetragen haben. Mossul war damals ein Herrschaftszentrum der Zengiden, die Kupfer-Dirhams prägten. Mit ihren astronomischen sowie antiken Motiven unterscheiden sich diese deutlich von der sonst bilderlosen islamischen Münzprägung.

5

5

Ayyubiden, Saladin (reg. 1171–1193), Dinar, 1177, Alexandria

Inv.-Nr. OR 6363

1171 segelte Benjamin von Alexandria aus heimwärts, wo er noch den Leuchtturm auf der Insel Pharos, eines der sieben Weltwunder der Antike, bestaunen konnte. Sein Aufenthalt in Ägypten fällt in die Zeit der Kämpfe zwischen Abbasiden und Fatimiden, die von Saladin (reg. 1171–1193) in diesem Jahr beendet wurden. Knapp danach geprägte Goldmünzen nennen Saladin, den Begründer der Ayyubiden-Dynastie, als neuen König von Ägypten.

ca. 1130–1173

5

5

Patriarchat Aquileia, Wolfger (reg. 1204–1218), Denaro, ab 1204, Aquileia

Inv.-Nr. MK 182862

Als neugewählter Patriarch von Aquileia ließ Wolfger ab 1204 nun auch Münzen mit seinem eigenen Namen prägen. Die leicht schüsselförmigen Denare zeigen auf der Vorderseite den frontal thronenden Patriarchen mit Kreuzstab und Mitra. Am Rand lässt sich Wolfgers Name mitsamt dem Amtstitel lesen – + VOLF - KER . P . (Volfker Patriarcha).

Wolfger von Erla

auch Wolfger von Passau

Reisen im Mittelalter

Reisen im Mittelalter waren durchaus gefährliche Unterfangen. Sie dienten nicht der Erholung, wie heutzutage, sondern waren meist zweckorientiert. So hatte auch Wolfger von Erla, Bischof von Passau (reg. 1191–1204), gute Gründe, als er sich 1204 auf den Weg nach Rom machte. Da er für das Amt des Patriarchen von Aquileia kandidierte, wollte er sich vom Papst dessen Zustimmung einholen – ein Vorhaben, das ihm glücken sollte.

Über Wolfgers Route sind wir aufgrund seiner erhaltenen Reiserechnungen gut unterrichtet. Sie bieten Einblicke sowohl in mittelalterliche Gepflogenheiten als auch in Wolfgers mitgeführte Kassa und die daraus getätigten Zahlungen.
Auf seinem Weg nach Rom fielen Kosten für Verpflegung, neue Reittiere, aber auch medizinische

Behandlungen an. Da Wolfger verschiedene Währungsräume durchquerte, musste er Geld in lokal gültige Währungen umtauschen. So geben seine Aufzeichnungen Auskunft über getätigte Wechselgeschäfte sowie die unterschiedlichsten Waren- und Dienstleistungspreise.

1

1

Hzgt. Österreich, Leopold V. (reg. 1177–1194), Pfennig, ca. 1190, Krems oder Wien

Inv.-Nr. MK 3710aα

Wolfgers Aufzeichnungen nehmen vor allem für die Literaturgeschichte einen wichtigen Stellenwert ein, da sie das einzige zeitgenössische Lebenszeugnis Walthers von der Vogelweide geben. So traf der Bischof in Zeiselmauer, zwischen Tulln und Wien, auf den mittelalterlichen Lyriker, wo er dem „Walthero cantori de Vogelweide“ am 12. November 1203 fünf Schillinge (150 Pfennige) für einen Pelzmantel gab.

3

3

Stadtrepublik Siena, Denaro, ca. 1200, Siena

Inv.-Nr. MK 28353aα

Wolfger führte auch ungemünztes Edelmetall in Form von Silberbarren mit sich, die den Geldwechsel vereinfachten. So ist seinen Aufzeichnungen zu entnehmen, dass er in Siena solch einen Barren im Gewicht von einer Kölner Mark Silber (etwa 233,86 g) in die Lokalwährung eintauschte und dafür 1.462 Sieneser Denare erhielt. Um 30 Sieneser Denare konnte man sich schon ein gutes Paar Schuhe kaufen. 

2

2

Ebtm. Salzburg, Eberhard II (reg. 1200–1246), Pfennig, Anfang 13. Jh., Friesach

Inv.-Nr. MK 175835

In Leoben angekommen, traf sich Wolfger mit einem Cellerarius (Kellerer eines Gutshofes oder Klosters) und bezahlte „xvj den. frisac.“ – 16 Friesacher Pfennige – für „bono vino“. Der Zusatz „bono“ weist den Wein als besonders gut aus. Anscheinend war Wolfger einem wohlmundenden Tropfen nicht abgeneigt. Die hier erwähnten Pfennige wurden vom Salzburger Erzbischof im kärntnerischen Friesach geprägt, wie auf der Vorderseite zu lesen ist (+FRISACh).

4

4

Senat von Rom, Denaro Provisino, ca. 1184–1250, Rom

Inv.-Nr. MK 28285aα

Als schließlich Wolfger im Mai 1204 bei Papst Innozenz III. in Rom sein Anliegen erfolgreich vorgebracht hatte, war der Zweck der Reise erfüllt. Siegessicher ließ sich Wolfger hier nun einen Bischofsring mit poliertem Topas anfertigen. Die Rechnung über 27 Schillinge bzw. 324 Denare bezahlte er mit denari provisensi, der römischen Hauptwährung (Wertverhältnis zum Sieneser Denar 1:2). 

Silberbarren (212,51 g) aus dem Fund von Gschieß (Kärnten, verborgen ca. 1230)

Inv.-Nr. N 231

Marco Polo

Zwischen Jurten und Palästen

Marco Polo war Händler, Abenteurer und der wohl größte Entdecker seiner Zeit.

5

5

China, Yuan-Dynastie, Wǔzōng (Külüq Khan) (reg. 1307–1311), 10 Käsch, 1310–1311

Inv.-Nr. OR 4943

Quinsai (Hangzhou) beschreibt Marco als prächtige Stadt, die jährlich hohe Steuereinnahmen an den Großkhan lieferte. Den Herrschern der Yuan-Dynastie war insofern stets an der Optimierung des Steuer- und Geldsystems gelegen. Ab 1310 wurden daher neue große Kupfermünzen im Wert von 10 Käsch herausgegeben. Eine weitere Reform schaffte diese Münzen allerdings bereits ein Jahr später wieder ab.

1271 verließ der 17-jährige Marco Venedig, um seinen Vater Niccolò und seinen Onkel Maffeo auf deren Geschäftsreisen nach China zu begleiten. Über Vorderasien und die Seidenstraße erreichten sie 1275 China. Hier traf Marco den mächtigen Kublai Khan, Großkhan der Mongolen, Enkel des legendären Dschingis Khan und Begründer der Yuan-Dynastie. Schnell stieg der junge Polo in der Gunst des Großkhans auf und bereiste in dessen Diensten die unterschiedlichen Regionen des Reiches.

16 Jahre blieben die Polos am Hofe des Khans, bis sie 1291 die Heimreise antraten. Der Nachwelt hinterließ Marco einen detaillierten Reisebericht, an dessen Authentizität heute kaum mehr Zweifel bestehen – mag darin Einiges auch übertrieben dargestellt sein. Marcos Aufzeichnungen bildeten die Grundlage vieler Entdeckungsfahrten der frühen Neuzeit und üben noch heute eine besondere Faszination und Neugier auf uns aus.

1254–1324

1

1

Stadtrepublik Venedig, Lorenzo Tiepolo (reg. 1268–1275), Grosso, ca. 1268–1275, Venedig

Inv.-Nr. MK 20158aα

Marco Polo brach 1271 zu seinem Abenteuer auf. Die zu dieser Zeit in Venedig geprägten Silbermünzen tragen den Namen des amtierenden Dogen Lorenzo Tiepolo und zeigen ihn links des hl. Markus. Der venezianische Grosso, auch Matapan genannt, hatte eine weit über Norditalien hinausreichende Gültigkeit, sodass auch Marco zu Beginn seiner Reise diese Münzsorte wohl mit sich geführt haben wird.

2

2

Großmongolen, Baiju Noyan (reg. 1241–1247) unter Töregene Hatun (reg. 1242–1246), Dirham, 1245, Täbris

Inv.-Nr. OR 7984

Auf ihrem Weg durch den heutigen Iran bereisten die Polos Handels- und Oasenstädte wie Täbris, Yazd oder Kerman. Marco beschreibt die beeindruckenden bunten Basare voller exotischer Güter. Aus Täbris stammen Dirhams, die zur Zeit von Töregene Hatun (reg. 1242–1246), einer mongolischen Regentin und Schwiegertochter Dschingis Khans, geprägt wurden. Auf der Vorderseite ist ein Reiter mit Bogen abgebildet.

3

3

China, Yuan-Dynastie, Shìzǔ (Kublai Khan) (reg. 1260–1294), 3 Käsch, ca. 1285–1294

Inv.-Nr. OR 10635

Nach vierjähriger Reise erreichten die Polos die Sommerresidenz des großen Kublai Khan in Shangdu. Kublai, dessen Reich sich von China bis in den heutigen Irak erstreckte, hatte neben der sonst üblichen chinesischen Schrift auf Münzen zusätzlich die mongolische Quadratschrift (Phagpa) eingeführt. Die Inschrift „Je Üen tung baw“ weist die Münze als Geld der Yuan-Dynastie aus.

4

4

China, Yuan-Dynastie, Wǔzōng (Külüq Khan) (reg. 1307–1311), Käsch, 1310–1311

Inv.-Nr. OR 4937

Bereits um das Jahr 1000 wurde in China das Papiergeld erfunden. Auch Kublai Khan ließ neben den herkömmlichen Käsch-Münzen – der kleinsten Werteinheit – Geldscheine mit acht Nennwerten ausgeben – von 10 wen (= 10 Käsch) bis 2 guan (1 guan = Schnur zu 1.000 Käsch). In Khanbaliq (Peking) beschreibt Marco Polo die Verwendung dieses Papiergeldes, das aus der Rinde des Maulbeerbaumes hergestellt wurde. 

1

1

Königreich Portugal, Johannes III. (reg. 1521–1557), Portuguêz, (1521/57), Lissabon

Inv.-Nr. MK 7697bα

Die Umschrift dieser außerordentlichen Goldmünze veranschaulicht die Größe des Reiches, über das Johann III. herrschte. Sie besteht aus vielen lateinischen Abkürzungen und lautet:
IOANES R PORTVGALIE AL C VL IN A D G C N C / ETI AR-A PSIE 
Johannes, König von Portugal, der Algarve diesseits und jenseits des Meeres, Indien und Afrika, Herr von Guinea, des eroberten Landes, der Schifffahrt und des Handels / von Äthiopien, Arabien und Persien. 

Soliman

Von Ceylon nach Wien

Exotische Tiere zählten im 16. Jahrhundert zu den begehrtesten Geschenken unter Fürsten. Sie wurden aus ihrer weit entfernten Heimat nach Europa gebracht und als diplomatische Präsente weitergereicht. 

Ein solches Schicksal erlitt auch ein Indischer Elefant, den der spätere Kaiser Maximilian II. (reg. 1564–1576) vom portugiesischen Königshaus erhielt. Er stammte aus der Kolonie Kotte in Ceylon (Sri Lanka) und wurde über Goa (Indien) nach Lissabon und weiter an den spanischen Hof nach Valladolid transportiert. Von dort reiste Maximilian mit ihm über Italien, Tirol und Bayern nach Wien.

Die Reise dauerte von August 1551 bis März 1552 und führte in zahlreiche Städte und Fürstenresidenzen, wo das fremdländische Tier als große Attraktion empfangen wurde. Maximilians Elefant, der heute unter den Namen Soliman, Beppo und Pepi bekannt ist, verstarb wenige Jahre nach seiner Ankunft in Wien aufgrund nichtartgerechter Haltung.

2

2

Königreich Aragon, Johanna und Karl I./V. (reg. 1516–1555), Doppeldukat, 1521, Barcelona

Inv.-Nr. MK 21221aα 

Das Herrschaftsgebiet Kaiser Karls V. erstreckte sich nicht nur über weite Teile Europas, sondern bis in die Neue Welt. Seinen Anspruch auf die Kronen von Kastilien, Aragon und Granada teilte er mit seiner Mutter Johanna, weshalb viele spanische Münzen beide Namen tragen. Auf dieser Münze befindet sich zwischen den Büsten ein Zepter und darüber ein Feuereisen mit Widderfell als Zeichen des Ordens vom Goldenen Vlies, das für die Habsburger zum Symbol der kaiserlichen Universalherrschaft wurde. 

3

3

Herzogtum Mantua, Guglielmo Gonzaga (reg. 1550–1587), Testone, 1551, Mantua

Inv.-Nr. MK 19669aα

Die Münze zeigt das jugendliche Porträt von Guglielmo Gonzaga, der im Alter von zwölf Jahren Herzog von Mantua wurde. Als sich Maximilian im Dezember 1551 in Mantua aufhielt, konnte er noch nicht wissen, dass Guglielmo zehn Jahre später sein Schwager werden sollte. Er heiratete 1561 Eleonore von Österreich, eine von neun Töchtern des späteren Kaiser Ferdinands I. (reg. 1556–1564).

4

4

Haus Österreich, Ferdinand I. (reg. 1521/1556–1564), Guldiner, (1546/1555), Hall in Tirol

Inv.-Nr. MK 137037

Mitte des 16. Jahrhunderts florierte die Münzprägung in Hall in Tirol. Beachtliche Mengen Silber mussten zu Geld verarbeitet werden, weshalb der Landesherr Ferdinand I., der Vater Maximilians, befahl, ausschließlich große Münzen zu prägen und die Kleingeldproduktion für einige Jahre einzustellen. Als Maximilian nach Innsbruck kam, besuchte er auch den nahe gelegenen Ort Hall. 

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5

Herzogtum Bayern, Albrecht V. (reg. 1550–1579), Dukat,  o. J. (1550/1579), München

Inv.-Nr. MK 7447aα

Eine der letzten Etappen führte Maximilian ins Herzogtum Bayern. Er reiste mit dem Elefanten per Schiff von Innsbruck nach Wasserburg am Inn, um dort seinen Schwager Albrecht V., Herzog von Bayern, und seine Schwester Anna zu treffen. Der Aufenthalt dauerte länger als geplant, da Maximilian lebensbedrohlich erkrankte. Er vermutete, in Trient vergiftet worden zu sein.    

Theophrastus von Hohenheim

genannt Paracelsus

Der Lohn ärztlicher Heilkunst

Theophrastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, zählt zu den fesselndsten Persönlichkeiten der Medizin- und Geistesgeschichte im deutschsprachigen Raum. Er war promovierter Arzt, sah sich aber auch als Astrologe, religiöser Denker und Sozialethiker. Seinen Zeitgenossen war er vornehmlich als Sterndeuter und Verfasser prognostischer Schriften bekannt.

1

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Stadt und Kanton Freiburg
Schilling, ohne Jahr (1505/1515), Freiburg

Inv.-Nr. MK 16259aα

Paracelsus wurde in der Schweiz geboren, bald übersiedelte er mit seinem Vater nach Villach. Das Münzwesen der Schweiz war kleinteilig strukturiert. Aus diesem Grund wanderten – wie Funde belegen – Kleinmünzen umliegender Regionen bald in den Klingelbeutel oder wurden Kindern als Belohnung oder auch zum Spielen übergeben. Der heranwachsende Paracelsus bildete hier wohl keine Ausnahme.

1493/94–1541

Er war bestrebt, die Heilkunde von vorherrschenden, aus der Antike stammenden Lehren zu befreien und ihr einen neuen, praktischen Inhalt zu geben. Seine stets leidenschaftlich vertretene Überzeugung verschaffte ihm viele Gegner, zumal sein sagenhafter Ruf und seine aufsehenerregenden Heilungserfolge Missgunst förderten.

Ab 1524/25 entstanden theologische, ärztliche und astronomische Schriften. Bezeichnend für sein gesamtes Leben ist seine Rastlosigkeit, die dazu führte, dass er weite Teile Europas kennenlernte. Er musste sich dabei –kaum vorstellbar in Zeiten des Euros – stets mit den unterschiedlichsten Währungssystemen vertraut machen.

2

2

König Ferdinand I.
Pfennig, 1537, Graz

Inv.-Nr. NZ 3854

3

3

König Ferdinand I.
Abschlag eines Guldiners im Gewicht von acht Dukaten, 1532, Klagenfurt

Inv.-Nr. MK 119bα

Auch in die Sagenwelt fand Paracelsus Eingang. Am bekanntesten ist die Sage Küssdenpfennig. Der Schauplatz ist ein Gasthaus in der Wiener Innenstadt. Kern der Handlung ist die Verwandlung eines wertlosen Pfennigs (Nr. 2) in eine schwere, nicht näher bezeichnete Goldmünze (wie Nr. 3). Anzusetzen ist das Ereignis um 1537, als sich Paracelsus in Wien aufhielt, wo er angeblich sogar von Ferdinand I. empfangen wurde.

4

4

Stadt Basel
unter Kaiser Maximilian I.
Gulden, 1516, Basel

Inv.-Nr. MK 16130aα

1528 litt der Baseler Domherr Cornelius von Lichtenfels an qualvollen Magenschmerzen. Er versprach Paracelsus hundert Gulden für die Behandlung (Nr. 4). Jedoch gelang die Heilung mit nur wenigen Pillen in kürzester Zeit, weshalb sich der Patient betrogen fühlte. In diesen Quellen wurde bei der Preisangabe immer übertrieben – der sicherlich fiktive Betrag zeigt dennoch auf, wie hoch Heilungserfolge eingeschätzt wurden.

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5

Erzbistum Salzburg
Ernst von Bayern
Dukaten. 1541, Salzburg

Inv.-Nr. MK 173219

Am Ende seines Lebensweges gelangte Paracelsus nach Salzburg. Hier verfasste er am 21. September 1541 sein Testament. Sechs Goldmünzen vermachte er Hanns Rappl in Salzburg, zehn Goldstücke gingen an „nächste Verwandte“ nach Einsiedeln in der Schweiz. In Salzburg waren die Prägungen des Erzbistums in Umlauf (Nr. 5); in welcher Währung die Erbschaft abgewickelt wurde, bleibt jedoch unbekannt.
 

1

1

Königreich England
Wilhelm III. und Maria II. (reg. 1688–1694)
5 Guineas, 1692, London

Inv.-Nr. MK 8225bα

Peter I. besichtigte auf seiner diplomatischen Mission die königliche Münze im Tower zu London, wo er das Münzwesen des Westens kennenlernte. In London war er mit dem hier umlaufenden Geld konfrontiert. Seiner hohen Stellung entsprechend waren dies vornehmlich Goldprägungen. Hier wurde ihm erstmals das propagandistisch-politische Potenzial dieses Mediums bewusst, welches sicherlich ein Grund für seine eigene Münzreform war.

Peter I. Aleksejevič

Innovationen in der Münztechnik

Peter I. gelangte 1697/98 während seiner diplomatischen Mission, der „Großen Gesandtschaft“, als erster russischer Herrscher nach Westeuropa. Diese Reise war prägend für die Zukunft Russlands. Unter dem Einfluss der europäischen Frühaufklärung suchte Peter I., alle Lebensbereiche zu regulieren. Ziel war, Russland in ein den westlichen Großmächten ebenbürtiges Imperium zu verwandeln.

Da die russische Bevölkerung überwiegend aus Bauern bestand, die Tauschhandel betrieben oder mit Fellen von Eichhörnchen bezahlten, bestand lange kein Bedarf, im Geldwesen Reformen einzuleiten. Die Münzen wiesen noch zur Zeit Peters I. mittelalterliche Züge auf.

Erst nach seiner Rückkehr von der „Großen Gesandtschaft“ prägte er moderne Münzen, welche in einem festen Verhältnis zu ausländischen Währungen standen. Zudem ermöglichten diese erstmals eine realistische Einschätzung des Verhältnisses von Ware zu Geld.

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2

Königreich Frankreich
Ludwig XV. (reg. 1715–1774)
Écu Vertugadin, 1716, Aix-en-Provence

Inv.-Nr. MK 7829bα

Auch später zeigte Peter I. Interesse an der technischen Seite der Prägung. 1717 besichtigte er die Pariser Münze, wo er das französische Münzwesen studieren konnte. Zu dieser Zeit regierte Ludwig XV. Die Silbermünze zeigt den damals sechsjährigen König. Die geringe Prägequalität weist darauf hin, dass die Ausprägung großer Münzen stets eine große technische Herausforderung für die Münzstätten war.

3

3

Peter I.
Tropfkopeke, ab 1682, Moskau

Inv.-Nr. MK 24378aα

4

4

Peter I.
2 Rubel, 1721, Moskau, Roter Münzhof

Inv.-Nr. MK 24428aα

5

5

Peter I.
Rubel, 1725, St. Petersburg,

Inv.-Nr. MK 8705bα

1700 wurde im Bereich des Moskauer Kremls die erste Münzstätte mit mechanisch angetriebenen Prägewerken gegründet. Im Folgejahr wurde ihr mit der „Admiralität“ eine weitere Prägeanstalt zur Seite gestellt 4. 1724 wurde in der neuen Hauptstadt St. Petersburg eine Münzstätte eingerichtet. Sie war zunächst im Bergbauamt untergebracht. Ab dem Folgejahr befand sie sich auf der Peter und Paul-Festung 5.

Ida Pfeiffer

Meine zweite Weltreise

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Großbritannien, Victoria (reg. 1837–1901), Shilling, 1846, London

Inv.-Nr. MK 168251

„Das Leben in der Kapstadt ist ziemlich theuer; so kostet … ein Huhn einen Schilling, ein Pfund Butter zwei Schillinge. … Der einzige wohlfeile Lebensartikel sind die Fische.“
In der britischen Kolonie Südafrika waren die Münzen Großbritanniens Landeswährung (1 Pfund Sterling = 20 Schilling). Diese 1-Schillingmünze enthält ca. 5,2 Gramm Feinsilber, das entspricht heute einem Silberwert von etwa 3 Euro. 

Als Ida Pfeiffer 1851 ihre zweite Weltreise antrat, war sie bereits eine populäre Reiseschriftstellerin. Ihre subjektiven Schilderungen von fernen Ländern und fremden Völkern waren nicht nur Fachleuten bekannt, sondern faszinierten eine breite Leserschaft. Heute liefern diese rassistischen Reiseberichte ein eindringliches Bild des Kolonialismus. Ihre Beschreibungen des „Fremden“ dokumentieren eine vom Überlegenheitsanspruch der westlichen Kultur geprägte Weltsicht. 

Für ihre zweite Weltumrundung reiste Ida Pfeiffer von Wien nach London, von dort mit dem Schiff nach Kapstadt und über Südostasien nach Kalifornien. Die Route führte von San Francisco weiter nach Ecuador, Peru, Panama, New Orleans, Chicago,

New York, Boston und zurück nach London. In ihrer mehrbändigen Publikation Meine zweite Weltreise berichtete sie nicht nur über Länder und Menschen, sondern auch über die gängigen Münzen sowie über Preise von Waren und Dienstleistungen.

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2

Niederländisch-Indien, Wilhelm I. (reg. 1813/15–1840), Gulden, 1840, Utrecht

Inv.-Nr. MK 182118 

„Der Gouverneur-General der Holländisch-Indischen Besitzungen hat 150.000 Rupien jährlichen Gehalt. … An Macht und Ansehen übertrifft seine Stellung bei weitem jene eines konstitutionellen Königs in Europa.“ 
In Niederländisch-Indien galt die niederländische Währung (1 Gulden = 20 Stuiver). Allerdings wurden für die Kolonie eigene Münzen geprägt und von den Niederlanden per Schiff in die Überseegebiete transportiert. Der niederländische Gulden wurde dort auch Rupie genannt.

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Kellogg & Co., 20 Dollar, 1854, San Francisco

Inv.-Nr. MK 183876

„Der Goldüberfluß in San Francisco ist so groß, die Preise sind so hoch, daß gar keine Kupfermünze in Umlauf ist.“
Diese goldene 20-Dollar-Münze steht symbolisch für den Goldrausch in Kalifornien. Sie wurde von der Firma Kellogg & Co. geprägt, da sich in San Francisco die Inbetriebnahme einer staatlichen Münzstätte verzögerte. Das Münzbild ähnelt zwar dem der staatlichen Münzen, jedoch ersetzte der Firmenname Kellogg & Co. das Wort „Liberty“ auf dem Diadem der Libertas.

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4

Königreich Spanien, Carolus IV. (reg. 1788–1808), Peso (8 Reales), 1789, Mexiko

Inv.-Nr. MK 209621

„Neben dem Bazar [in Muara Sipongi] war ein kleiner umzäunter Raum, wo Hahnenkämpfe stattfanden. Eine Menge Menschen standen gedrängt umher; es gab sehr viele Kämpfe und Wetten, und zwar wetteten die Leute keine Kupfermünzen, sondern Spanische Taler.“
Der Spanische Taler (Peso) wurde seit dem 16. Jahrhundert millionenfach in Spanien und Südamerika produziert. Er war als Welthandelsmünze so populär, dass auch ältere Prägungen oft Jahrhunderte später noch auf der ganzen Welt kursierten.

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Republik Ecuador, Cuarto (1/2 Medio), 1852, Quito

Inv.-Nr. MK 175340

„Das Leben in Quito ist sehr billig; dennoch gibt es hier, wie in Peru, Chili (sic!), Neu-Granada u. s. w. keine Kupfermünzen. Als die kleinste Münze kann man den Medio betrachten. Es existieren zwar Quartillos (zwei auf einen Medio); sie sind aber so selten, daß man sie kaum zu sehen bekommt. Man pflegt statt der Scheidemünze Brot oder Eier heraus zu geben, welche Gegenstände auch der Verkäufer an Geldesstatt annimmt.“ 

1797–1858

Antoine de Saint-Exupéry

Ein Leben zwischen Ruhm und Gefahr

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Protektorat Französisch-Marokko, 1 Franc, Paris, 1925

Inv.-Nr. MK 180619

1927 übernahm Saint-Exupéry Langstreckenflüge zwischen Toulouse und Casablanca und wurde schließlich Leiter des Wüstenflugplatzes in Kap Juby, einem spanisch kontrollierten Gebiet im Süden Marokkos. Hier verfasste er seinen ersten Roman Südkurier. Während in Spanisch-Marokko zu dieser Zeit mit Peseten bezahlt wurde, war im französischen Teil Marokkos der Franc Landeswährung.

Schon als Kind war Antoine de Saint-Exupéry vom Fliegen fasziniert. Nach einer Ausbildung als Flugzeugmechaniker und Pilot beim französischen Militär schlug er eine Karriere bei Flugpost- und Luftfrachtgesellschaften ein. Seinen letzten Flug, von dem er nie wieder zurückkehrte, trat Saint-Exupéry im Zweiten Weltkrieg als militärischer Aufklärer an. Sein Flugzeug wurde vermutlich von einem deutschen Jagdflieger abgeschossen.

Antoine de Saint-Exupéry ist heute weniger für seine Karriere als Berufspilot als für sein literarisches Schaffen bekannt. Obwohl er schon zu Lebzeiten als Autor und Journalist anerkannt war, galt seine Leidenschaft zeitlebens dem Fliegen. Auf zahlreichen Langstreckenflügen

und militärischen Flugeinsätzen sammelte er abenteuerliche Erfahrungen, die ihn des Öfteren in Lebensgefahr brachten. Diese Eindrücke sowie seine existenzielle Einsamkeit verarbeitete er in heute weltberühmten, teils autobiografischen Romanen und Erzählungen.

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2

Republik Argentinien, 20 Centavos, Buenos Aires, 1925

Inv.-Nr. MK 198409

Als Saint-Exupéry für Aéropostale Argentina Nachtflüge organisierte, stellten diese noch eine große Gefahr da. Einen solchen tragischen Flug von Rio nach Buenos Aires behandelt sein preisgekrönter Roman Nachtflug. 
Der Wert des argentinischen Pesos war damals an den Amerikanischen Dollar gebunden. Münzen wurden im Wert von 5, 10, 20 und 50 Centavos geprägt und zeigten ebenso wie der Dollar den Kopf der Freiheitsgöttin Libertas (Liberty).

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3

Republik Guatemala, 5 Quetzales, Philadelphia, 1926

Inv.-Nr. MK 214550

Nach einem Flugzeugabsturz verweilte Saint-Exupéry 1938 zu seiner Genesung in Antigua, einer Kolonialstadt im Hochland Guatemalas. Vermutlich inspirierte ihn die vulkanreiche Landschaft zur Kulisse seiner Erzählung Der kleine Prinz
Der Quetzal, ein Vogel mit langen bunten Schwanzfedern, ist nicht nur das Wappentier Guatemalas, sondern auch Namensgeber der Landeswährung und als solcher auf den gleichnamigen Münzen abgebildet.

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4

Handelskammer von Oran (Algerien), 10 Centimes, Oran, 1921

Inv.-Nr. NZ 7367

Nach Kriegsausbruch war Saint-Exupéry an Aufklärungsflügen in Nordfrankreich beteiligt, die ihm Stoff für seinen Roman Flug nach Arras lieferten. Als deutsche Truppen Frankreich einnahmen, wurde seine Staffel in die französische Kolonie Algerien verlegt.
Seit der Zwischenkriegszeit versagte in Algerien die staatliche Versorgung mit Münzen. Aus diesem Grund gaben die lokalen Handelskammern Notgeld aus.

5

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Vereinigte Staaten von Amerika, Dollar, Philadelphia, 1935

Inv.-Nr. MK 208613

Der „Peace-Dollar“ verdankt seinen Namen dem Schriftzug auf dem Felsen unterhalb des Adlers. Er steht für den Frieden nach dem ersten Weltkrieg. Diese Münzen wurden nur zwischen 1921 und 1935 ausgebracht, waren aber noch gültig, als Saint-Exupéry von Dezember 1940 bis Mai 1943 im Exil in New York lebte und sein Hauptwerk Der kleine Prinz verfasste.

An alle Lords Mobile Strateg*innen und Münzliebhaber*innen

Das Kunsthistorische Museum verlost gemeinsam mit dem Spieleentwickler I Got Games (IGG) im Rahmen eines Gewinnspiels Eintrittstickets in das Kunsthistorische Museum und Münz-Artefakte, die im Spiel Lords Mobile eingelöst werden können. 

So funktioniert's: Vom 11.7. bis 31.7. wird auf dem Lords Mobile Kanal auf Discord täglich eine Gewinnfrage zum Lords Mobile Game bzw. zur Ausstellung „In 80 Münzen um die Welt“ gestellt. Wer im Laufe des Gewinnspiels die meisten richtigen Antworten hat, gewinnt!

Ein Tipp: Alle Antworten zu den Quiz-Fragen über die Geldbörsen von Kleopatra, Marco Polo und Wolfgang Amadeus Mozart finden Sie auf dieser Website und auf unserer Online-Sammlung